Thomas Preißler in Namibia. Foto: privat
Thomas Preißler, Trainer der Löwen-Fußballschule, verbrachte sechs Monate in Namibia. Neben Deutschunterricht in einer Schule trainierte er auch mit Kindern aus einem Township. Die Löwen-Fußballschule unterstütze ihn dabei mit Bällen und Trainings-Materialien. Über seine Erfahrungen berichtet in diesem Interview.
Löwen-Fußballschule
Erzähl mal, wie läuft denn dort so ein Training ab?
Thomas
Also anfangs lief es ein wenig chaotisch. Man hat schnell gemerkt, dass die Kinder einen festen Ablauf und klare Strukturen benötigen. Als ich fortan eine klare Linie eingefordert habe, mussten die Jungs erst lernen damit umzugehen. Es dauerte aber nicht lange und sie wussten das umzusetzen und vor allem auch zu schätzen. Die Erfahrungen, vor einer Gruppe mit vielen Kindern zu stehen, die ich aus Deutschland – unter anderem aus der LöFu mitbrachte –, hat mir dabei natürlich enorm geholfen. Dennoch muss man sagen, dass man auch mit Situationen konfrontiert wird, auf die man in der pädagogischen Ausbildung nicht vorbereitet wird. Das war eine wichtige Erfahrung für mich.
Löwen-Fußballschule
Wie kann man sich eine Trainingseinheit genau vorstellen?
Thomas
Der grundsätzliche Ablauf war folgendermaßen: Trainiert wurde immer montags und mittwochs um 15 Uhr. Anstatt „african time“ war Pünktlichkeit das erste große Kriterium. Zunächst gab es ein gemeinsames Warm up, das nach einigen Wochen die älteren Jungs sogar selbst übernommen haben, während ich ihnen beratend zur Seite stand. Soweit der harte und holprige Untergrund es zuließ, folgten Technikübungen. Der wichtigste Part des Trainings war das Spielen, in dem die Kinder völlig aufblühten und in dem sich zeigte, dass einige von den Jungs schon kicken konnten. Den Abschluss bildete immer eine gemeinsame Verabschiedung. Also, gewisse Parallelen zum Training hier waren deutlich gegeben und wurden natürlich auch von mir eingefordert.
Löwen-Fußballschule
Was war das Ziel des Fußballtrainings?
Thomas
Ziel war es in erster Linie, den Kids aus dem Armenviertel eine Beschäftigung zu geben und ihnen wenigstens zwei Stunden am Nachmittag eine geordnete Struktur zu bieten. Ein weiteres Anliegen war aber auch, die Teilnehmer auf Turniere vorzubereiten. Turniere waren immer das Highlight, darauf haben sich alle riesig gefreut. Und das nicht nur wegen den Kleinigkeiten, die es zu gewinnen gab.
Löwen-Fußballschule
Wie haben die Kinder das Training angenommen?
Thomas
Die Grundstimmung war eigentlich immer sehr angenehm, freudig und heiter. Alleine die Tatsache, dass sie einfach ein paar Stunden miteinander kicken konnten, sich jemand um sie gekümmert und ihrer angenommen hat, hat sie unglaublich gefreut. Generell waren sie schon mit den kleinen Dingen sehr zufrieden.
Löwen-Fußballschule
Was konntest du aus den Monaten mitnehmen?
Thomas
Ich konnte zahlreiche spannende Erfahrungen sammeln – sowohl mit der Kultur als auch mit dem Umgang mit Kindern, und das in einer Sprache, die nicht meine Muttersprache ist, sondern ein Englisch das Einschläge von verschiedenen Stammessprachen besitzt. Ich konnte über den Tellerrand hinausschauen, wie Abläufe anders strukturiert sind und wie man sich in diese Strukturen einbringen kann. Das hat meinen Erfahrungsschatz enorm erweitert.
Löwen-Fußballschule
Was ist dein Resümee aus diesen Trainingseinheiten im Township?
Thomas
Also, erstmal ist ganz klar zu sagen, dass man sich nicht der Illusion hingeben darf, durch so etwas die Welt verändern zu können. Aber im Kleinen denke ich schon, dass es Einiges bewirkt hat. Es waren viele kleine Schritte, die in die richtige Richtung gegangen sind. Als Gesamtfazit würde ich sagen: Egal woher und aus welchen Verhältnissen sie kommen, Kinder sind Kinder. Und das ist das Schönste daran.
Löwen-Fußballschule
Jetzt bist du wieder zurück. Wie sehen deine weiteren Pläne aus?
Thomas
Beruflich geht es mit dem Referendariat weiter. Damit bin ich erstmal die nächsten zwei Jahre beschäftigt. Und natürlich werde ich auch wieder als Trainer der Löwen-Fußballschule tätig sein. Darauf freue ich mich schon sehr.
Löwen-Fußballschule
Thomas, vielen herzlichen Dank für das Gespräch.
Thomas Preißler in Namibia. Foto: privat
Thomas Preißler in Namibia. Foto: privat